In den letzten Wochen bin ich von einer Stadt in die Nächste. Von Hanoi will ich raus in die Natur. Wandern in Sapa und entspannen, schnorcheln und wandern auf Cat Ba in der Halong Bay stehen auf meiner Wunschliste bevor es über Kuala Lumpur weiter nach Australien geht. Die Wettervorhersage ist leider weder für Sapa noch für die Halong Bay wirklich schön. Im Hostel treffe ich auf einen deutschen und eine Chilenen, die dabei sind das große Paket des Hostels zu buchen. Ich bin wieder in einem Reisebüro untergekommen, dass auch Betten vermietet 😉 Das große Paket kostet um die 400$ und liegt nicht in meinem Budget. Ich recherchiere eine Weile, da ich eigentlich nicht unbedingt mit Guide wandern möchte. Im Norden von Vietnam leider nicht so einfach. Letztendlich entscheide ich mich für Sapa und die Fansipan Tour. Der Fansipan ist mit 3.143m der höchste Berg in Indochina.
Es ist 5:30 Uhr nach einem kleinen Frühstück geht es los Richtung Sapa. Ein Bus mit 20 Plätzen bringt uns auf direktem Weg und für asiatische Verhältnisse nach Sapa. Eine absolute Seltenheit. Die Route lässt die Schönheit Vietnams schon erahnen. Doch desto mehr wir uns Sapa nähern wird das Wetter zusehends schlechter. Nebel und Nieselregen beeinträchtigen die Sicht erheblich. Wir steigen aus dem Bus aus in den Nieselregen und gefühlte 0°. Es sind tatsächlich 12-15°. Für mich ist es der tiefste Winter. Ich brauche meine dicken Socken und einen Pulli. So richtig warm wird mir nicht.
Wir gehen erstmal eine Pho essen. Die vietnamesische Suppe meist mit Rind oder Hühnchen serviert erwärmt uns wieder. Nach dem essen decken wir uns mit Wasser, Nüssen und Schokolade für die Wanderung am nächsten Tag ein. Es klart nicht auf und ich überlege ob es wirklich sinnvoll ist auf den Berg zu steigen. Bei den anderen ist der Zeitplan zu eng um etwas zu verschieben. Sie haben schon weitere zwei Tage Wanderung und anschließend ne Inseltour gebucht. Ich habe etwas Zeit. Ich finde schließlich eine Seite mit speziellen Vorhersagen für den Berg für verschiedene Höhen. Es sieht nicht gut aus. Morgen, übermorgen und auch am folgenden Tag keine Besserung. Danach Sonne. So flexibel bin ich dann auch leider nicht. Als ich dann frage ob ich die Tour verschieben kann ist es zu spät. Es geht also am nächsten Tag auf den Berg.
Zum Abendessen treffen wir noch auf ein irisches Pärchen. Das kann witzig werden. Die Restaurants übertreffen sich mit ihren Angeboten. 1 Freibier. 1 Bier oder 1 Glühwein. 2 Bier. Dafür sind die Preise der Speisen entsprechend touristisch. Wir gehen in ein Restaurant ohne Promotions. Es sitzen dann auch nur Asiaten an den Tischen. Der Ire versucht mit der Kellnerin zu handeln und kostenloses Bier oder zwei für eins zu bekommen. Das Ganze ist recht witzig, aber die Kellnerin versteht wenig. Aber immerhin hat er es geschafft sein Dessert aufzuwerten. Statt einer halben Banane bekommt er einen Pancake mit Banane und Schokolade. Wir bekommen typisch vietnamesisches Essen, lecker und für ein Bergdorf günstig. Der Ire erzählt ein Haufen lustiger Geschichten und wir haben viel Spaß. Er macht mir dann etwas sorgen, als er erzählt er hatte etwas ähnliches wie Dengue und er hat über ein Jahr gebraucht um wieder fit zu sein. Ich hatte im April eine Lungenentzündung und vor 12 Tagen Dengue. Ich bin gespannt. Die Temperatur ist auf 8° gefallen und es regnet immer noch.
04:30. Mein Wecker klingelt. Es ist kalt. Ich höre den Regen. Fix eine warme Dusche und dann in die Wandersachen. Im Foyer vom Hostel treffe ich Holger. Sebastian ist noch nicht da. Vom Personal ist ebenso niemand zu sehen wie der Tourguide. Umsonst früh aufgestanden. Wir warten insgesamt fast eine Stunde. Es ist nebelig, aber es regnet nicht mehr. Immerhin etwas.
Mit Guide sind wir 7 Personen. Wir steigen in etwa 1h 30 zum ersten Basislager auf. Wir entscheiden uns gegen eine Pause und laufen direkt weiter zum zweiten Basislager. Unser Tempo ist relativ hoch und ich bin der langsamste. Unterwegs treffen wir auf Leute die aufgegeben haben oder von einer zwei Tagestour zurückkommen. Die Sicht ist unverändert. Kaum mehr als 100m Sichtweite geht es auf und ab. Im Basislager Zwei weht ein rauer Wind. Wir sitzen in einer Hütte in der die Leute der 2-3 Tagestouren nachts schlafen. So richtig Schutz vor Wind bieten die Hütten nicht. Unsere Rücken sind nass geschwitzt und so frieren wir ziemlich. Zum Mittag gibt es Baguette. Nach dem Essen wollen wir schnell weiter damit uns wieder warm wird.
Die Wege werden rutschiger und schlammiger. Es ist vermutlich der erste richtige Einsatz meiner Wanderschuhe. Ich bin weiterhin der langsamste und während der Mittagspause habe ich überlegt aufzugeben. Die Gruppe wartet immer wieder auf mich. Ich geh mein Tempo. Es geht immer schön steil auf. Bisher war es sehr ruhig doch auf dem letzten Teilstück wird die Stille durch die Bauarbeiten für eine Seilbahn abrupt beendet. Wir machen noch eine kurze Pause, um uns gegen den Wind zu wappnen. Dann geht es noch mal eine Schlammpiste hoch am Ende derselben geht es über mehrere Ebenen auf ein Plateau. Einige Arbeiter stehen dort. Es wird die Station der Seilbahn. Das letzte Stückchen ist für uns nun sehr enttäuschend. Eine extrem breite Treppe führt den Gipfel hinauf. Mit ihr überwinden wir vielleicht die letzten 50-75 Höhenmeter. Ich bin oben. Als erster. Gleichwohl ich natürlich weiß, dass ich die Gruppe gebremst hab. Etwas unter 6h haben wir für den Aufstieg gebraucht. Es ist extrem windig. Man muss fast festhalten um freihändig zu stehen. Die Sicht beträgt wenige Meter. Die Böen wehen immer wieder Nebel über den Gipfel. Die Fotos werden leicht verschwommen. Nach gut 15min beginne ich mit dem Abstieg. Ich habe Angst vor der Dunkelheit es ist bereits 13:30. Bei 6h für den Abstieg kommen wir unten im Dunkeln an. Ich hab zwar ne Taschenlampe, aber eigentlich muss das nicht sein. Jetzt fehlt uns leider die Zeit, die wir mit warten verbracht haben.
Die schwierigsten stellen kommen gleich zu Beginn. Die Leitern sind kein Problem. Die schlammigen Pfade sind durch die ganzen Leute noch rutschiger geworden. An dem Tag waren ungefähr 200-400 Leute unterwegs. Im ersten Matschfeld rutsche ich aus und rutsche einige Meter. Dabei bricht der Stock, den ich von Sebastian bekommen habe leider. Ich habe zum Glück nur ein Schreck und eine dreckige Hose. Ich gehe langsam weiter und irgendwann warte ich kurz auf die Gruppe. Holger geht mit mir weiter die anderen sind deutlich schneller. Meine Kondition ist wie der Ire gesagt hat noch eingeschränkt. Beim Abstieg klart es etwas auf. Für wenige Sekunden bricht die Wolkendecke auf und man sieht kurz etwas blau am Himmel. Man kann etwas weiter in die Ferne sehen und die Schönheit der Landschaft deutet sich etwas an. Die Stimmung ist weiterhin eher wie im Märchenwald. Grau. Grün. Ein kleiner Pfad dazwischen. Der Guide hat zunächst die Gruppe weiterbegleitet und wartet nun auf Holger und mich. Es dämmert und wir sind noch nicht im Basiscamp 1 angekommen. Der Abstieg ist anstrengender als erwartet. Es wird dunkel. Basiscamp 1 passieren wir schon in völliger Dunkelheit und wir müssen mit Taschenlampen weiter. Wir brauchen noch mal etwas über 1,5h bis wir unten sind. Ich bin ziemlich fertig, aber glücklich, dass ich es geschafft habe. Es gibt eine Medaille und eine Urkunde sowei einen Handedruck von einem Parkranger. Nun gut. Wer es braucht. Die anderen haben sich ein Taxi genommen. Wir fahren wieder mit unserem Minibus zurück und landen im Stau. Als wir ankommen steigen aus dem Auto vor uns die anderen aus. Ich gehe mit Holger noch zusammen essen und zu einer Massage. Danach geht es nur noch ins Bett.
Am nächsten Morgen treffe ich auf Holger und Sebastian. Sie haben ihren Track ein wenig eingekürzt und werden später mit dem Moped zu ihren Homestay gebracht und wollen dann am nächsten Tag wieder wandern. Ich frühstücke und entscheide mich Sapa zu verlassen. Es ist immer noch nebelig. Es ist kalt. Meine Beine sind fertig und eine Wetteränderung ist erst in 2 Tagen vorhergesagt. Es gibt nur einen Bus um noch früh genug für die Salsaparty in Hanoi zu sein. Ich habe aber nur knap 45 Minuten um zurück zum Hostel zu gehen, Sachen zu packen, zu duschen und zum Bus zu kommen. Knapp. Ziemlich stressig. Aber was tut man nicht alles für Salsa.
Lessons learnt: Buche keine Bergsteigung bevor man die Wetterbedingungen genau recherchiert hat.